
Adrian Hirt
Auf dem grössten Teil der Schweizer Ackerflächen wird Tierfutter statt menschlicher Nahrung angebaut. Feed no Food, also «Füttere keine Nahrungsmittel», ist für die Schweizer Ernährungssicherheit wichtig. Genau dieses Thema wird mit der Initiative «Für eine sichere Ernährung» angegangen.
Die Schweiz ist ein Milchland, die Kuh ist unser Nationaltier. Sie frisst, wie auch Wildtiere und andere Wiederkäuer, Gras, das wir Menschen nicht verdauen können und steht somit nicht in Nahrungskonkurrenz zum Menschen. Weil rund 70 Prozent unserer landwirtschaftlich genutzten Fläche aus Gras- und Weideland besteht, sind Wiederkäuer ein ganz entscheidender Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft. Sie machen sowohl unsere Umwelt als auch die Bevölkerung resilienter, dies insbesondere in Berggebieten, wo Ackerbau aufgrund der klimatischen und geografischen Bedingungen nur selten möglich ist.
Auf Ackerfläche zuerst Tierfutter anzubauen, ist hingegen nicht nachhaltig, nicht zukunftsfähig und schon gar nicht enkeltauglich. Werden dort vermehrt pflanzliche Lebensmittel für Menschen angebaut, können wir wesentlich mehr Kalorien erzeugen. So steigt der Selbstversorgungsgrad. Gleichzeitig fallen dabei noch immer sehr viele nutzbare Nebenprodukte an, die sich zur Fütterung von Huhn, Schwein und Co. eignen. Eine solche Kreislaufwirtschaft (Wirtschaftssystem, das Abfall vermeidet und Ressourcen wiederverwertet) ohne Nahrungs-konkurrenz führt zu einem tieferen Nutztierbestand zugunsten eines geringeren ökologischen Fussabdrucks. Die Lebensmittel, die dabei entstehen, werden im Einklang mit der Natur produziert und sind von deutlich besserer Qualität.
Feed no Food heisst also nicht «kein Fleisch», sondern lediglich weniger davon, insbesondere weniger Geflügel- und Schweinefleisch, dessen Futter in hohen Massen mit unserer Nahrung konkurriert. Zudem kommt Fleisch aus natürlicher Haltung mit massiv weniger Antibiotika aus. Und genau da setze ich mich mit meinem graslandbasierten Naturfleisch seit bald 10 Jahren ein.
Die «Initiative für eine sichere Ernährung» ist sehr wichtig, insbesondere weil sie der Bevölkerung aufzeigt, dass wir auf unseren Ackerflächen besser pflanzliche Lebensmittel, die in erster Linie der direkten menschlichen Ernährung dienen, anbauen, statt Kraftfutter für die Nutztierhaltung. Mit der Kultivierung von Futtermitteln werden Kalorien vernichtet und die Biodiversität geschwächt.
Ackerfläche zuerst für Menschen, Grasland für Tiere!
Eine moderne Kreislaufwirtschaft ohne Nahrungskonkurrenz dient der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt und unserer Ernährungssicherheit in einem.